2020 – was für ein Jahr! Wahrscheinlich wird jeder Gefragte sofort mit diesem Jahr die Drecks-Pandemie in Verbindung bringen. Aber es gibt auch Schönes zu berichten! Mit Bangen schauten wir schon seit Wochen und Monaten auf die Infektionszahlen und die Reisebeschränkungen. Ein stetes Wechselbad der Gefühle zwischen fatalistischem „das wird wohl nix“ und optimistischem „wird schon passen“. Aber Optimismus zahlt sich aus und so können wir doch Anfang September zu unserem geplanten Trailcamp ins schöne Vinschgau starten. Auf coronabedingte Einschränkungen wie Maske und Abstand gehe ich mal nicht ein, kennt ihr ja eh.
„Wir“, das sind dieses Jahr Matthias, Boris und Rusbeh aus der „Kerntruppe“ – verstärkt um meine zwei Brüder und zwei weitere „Externe“.
Ein Trailcamp bot uns diesmal wieder ein neues Bikeerlebnis mit festem Hotel (sehr entspannend), kompetentem Guiding und Coaching (manchmal staunt man, was selbst Kleinigkeiten bewirken können) und zum ersten Mal auch einem Shuttleservice (spart wertvolle Körner für die Abfahrt). Man soll ja offen sein für Neues, denn nur so kann der Horizont erweitert werden…
Holy Hansen / Trailzauber / Sonnenbergtrail / Tschilli Trail / 4 Gewinnt/ Propain Trail/ Barbarossa
Sechs Tage Biken der Superlative auf der Sonnenseite der Alpen! Bei traumhaftem Herbstwetter mit einer Sonne die uns vom blauen Himmel anlacht. Was will man mehr!
Als inoffiziellen „Prolog“, zu dem wir in kleinerer Runde aufbrechen, da Max und die zwei „Externen“ erst später anreisen, haben wir uns den „Latscher Trailzauber“ ausgesucht und starten voller Euphorie durch eine der allgegenwärtigen Apfelplantagen – bis bei mir nach ca. 700 m die Luft raus ist. Und zwar aus der Gabel. Gut das noch nicht alle dabei sind und Max diesen faux pas nicht miterleben muss. Glücklicher Weise lässt sich das Problem einer losgerappelten Ventilschraube schnell lösen…
Nach Aufwärmübungen im kleinen Bikepark Tartsch folgen wir flowigen Trails, teils ein wenig wurzelig, vorbei an der bekannten Burgruine „Obermontani“ oberhalb unseres Hotels in Morter. Für den Nachmittag gönnen wir uns ein Shuttle und genießen erstmal ein Mittagessen auf der Alm um dann den „Sunny Benny Trail“ unter die Stollenreifen zu nehmen. Dieser zeigt sich vor allem von seiner staubig-sandigen Seite mit flowigen, aber auch sehr ruppigen Passagen. Ein wunderbarer Einstieg in die Bikewoche.
Nun übernimmt Max die Führung und bringt uns von einem Superlativ zum nächsten. Von Tag zu Tag folgen spitzen Trails mit technisch anspruchsvollen, ruppigen, verblockten, aber auch flowigen Passagen. Anspruchsvolles fahren - sicher auch nicht jedermanns Sache. Dabei profitieren wir alle von Max‘s Coaching, der immer wieder wertvolle Tipps gibt und die „Schlüsselstellen“ mit Videokontrolle übt. Dennoch gilt es immer die Konzentration hoch zu halten, denn so wie kleine Geschenke die Freundschaft erhalten, halten kleine Stürze die Spannung hoch…
Die ganze Woche über sind wir alle Dankbar, dass wir den Shuttleservice von Michi nutzen können. Hilft uns doch die gesparte Kraft, die wahrlich kräftezehrenden Trails zu bewältigen. Aber ganz ohne Uphill geht es dann doch nicht und so müssen wir am 5. Tag auch mal 1000 Höhenmeter raufstrampeln, gefolgt von knapp 1 ½ Stunden Tragepassage. Ich persönlich finde das ja nicht so schlimm – da hat man sich den Downhill eben umso mehr verdient! Jedoch trifft das nicht bei jedem auf Gegenliebe. Aber solange noch genug Luft zum Lamentieren da ist, kann es ja so schlimm nicht sein, …oder Cassra?!
Nachdem wir die „Schartl“(2396m) besucht haben, geht es dann über den Bergkamm hinab und hinab… .
Das „Highlight“ im wahrsten Wortsinne ist dabei die Abfahrt von Stilfser Joch (Passo Stelvio), von dem wir uns erst noch etwas zur „Dreisprachenspitze“ (2845m) raufschleppen müssen. Die Mühe lohnt sich aber, denn der Ausblick ist einfach grandios. Nun geht’s bergab und wir rollen den zunächst schottrigen, später flowigeren Pfad hinab. „Rollen“ gilt dann auch tatsächlich für mich ab etwa zweidrittel der Abfahrt wörtlich. Denn flowig heißt ja nun nicht, das da kein Fels wäre und einer davon erhebt Anspruch auf mein Schaltwerk und reißt dies ab. Und da ich Depp mein Schaltauge nicht im Rucksack, sondern im Kofferraum vergessen habe, muss ich also rollen. Aber auch das erweist sich als erstaunlich unproblematisch und tut dem Spaß keinen Abbruch. Dank der Servicecrew und Lieferservice (tausend Dank an Boris!) kann der Schaden aber mittags behoben werden, so dass der Wochenabschluss, der uns den „BimBam Trail“ – Genuß und Flow pur- hinab führt, ein voller Erfolg ist.
Vielen Dank an Max von Trailholidays und an alle Mitstreiter für die super Woche!
„do the ride thing!“,
Rusbeh